Rezensionen

Rezension von

"Certain Moments ..."

englische Gedichte & Aphorismen

Eine Cop-Shop-artige Leimbindung hält das Heft in A6-Größe zusammen. Rot-schwarz. Sofort fällt auf: alle Gedichte sind in Englisch verfaßt, was ein kluger Schachzug ist, bedenkt man, wie viele englisch-sprechende LeserInnen es gibt und wie wenig deutschsprechende. Es ist schlicht und einfach möglich, das Heftchen in alle Welt zu verschicken. Jenseits des zugegebenermaßen kleinen Mikrokosmos aus Deutschland, Österreich und eines Teils der Schweiz. BeBe * Brigitte Breidenbach faßt ihre Ideen in sehr ausgewählte Worte, jenseits des hinreichend bekannten Schul-Englisch. "Magic Formula" beispielsweise sagt:

My longing has many colours
When I can't stand the truth no more -

My illusion has many colours
When I can't stand the longing no more -

My truth has man colours
When I eradicate my illusion
And live my longing

Die Gedichte erreichen gegen Ende des Heftes die Form des Aphorismus, und hier - so will es mir erscheinen - erreicht BeBe's Sprache ihre schärfste Form:

We don't die of natural causes.
We all die according to the system:
Due to the system


Leider ist das Layout von "Certain Moments ..." etwas langweilig, und die wenigen Illustrationen sind vorgefertigte Bildchen eines Computerprogramms, die man überall sieht (und kaum noch sehen kann). Das erinnert an die 70er Jahre, als jede sich alternativ dünkende Publikation dieselben Seyfried-Zeichnungen haben mußte. Doch der Inhalt zählt. Der Rezensent zählt mit und vergibt eine hohe Punktzahl für ein interessantes Heftchen!!!
Thomas Stemmer



Rezension der beiden ersten Bände

"PurPur" und "Männer sind Ansichtssache"

beide 1998 erschienen

Lakonisch, treffsicher, trocken, scharf, bitter: lauter Adjektive, die charakteristisch sind für BeBe's Lyrik. Doch obwohl dies schon ungewöhnlich genug ist in der immer noch weitgehend von Larmoyanz und Nabelschau geprägten deutschen Poesielandschaft - es dabei zu belassen, hieße, BeBe's Gedichten unrecht zu tun. Denn die lebhaft funkelnde Oberfläche der durchweg prägnant-kurzen Schöpfungen ist keineswegs alles; der "doppelte Boden", von jeher ein Merkmal guter Gedichte, wird von der Lyrikerin immer wieder erzeugt. Sie durchbricht gängige Klischees, spielt mit stereotypen Alltagssprüchen, um ihnen dann überraschend eine neue Spitze zu verleihen - oft boshaft, aber niemals billig oder gemein. Scharfäugig bürstet sie die Sprache gegen den Strich, nimmt Wörter wörtlich und formuliert verblüffende und nicht selten provokante Einsichten. Ein Beispiel:

Vorbeiläufig

Frauen sind gewaltig im Kommen
Männer sind stark im Gehen ...
(aus "Männer sind Ansichtssache")

Und wer zudem besonders feine Ohren hat, noch mehr in die Tiefe geht bei der Lektüre, hört auch jenen leisen Ton der Melancholie, der sich durch BeBe's Gedichte zieht. Den Klang des Andersseins. Vielleicht ist das ein Grund, warum dieser Autorin bislang noch kein absoluter Durchbruch vergönnt war. Die alternative Literaturszene ist bunt und lebendig, doch gerade BeBe ist es zu wünschen, daß sie bald darüber hinauswachsen möge. Zukunftsweisende Ansätze lassen sich bereits erkennen: So ist die in Aachen lebende Lyrikerin stolz auf Veröffentlichungen in englisch-sprachigen Literatur-Magazinen und Anthologien in Indien mit ihren englischen Gedichten und Aphorismen.
Durch den Preis sollte sich keine Leserin, kein Leser abschrecken lassen - diese Bücher (handgebunden) besitzen Wert.
Ebenso vielfältig und abwechslungsreich wie ihr literarisches Schaffen - vom aphoristischen Aufschrei bis hin zum poetischen Lied - stellt sich das Leben der 1947 geborenen Autorin dar: geprägt durch soziales wie politisches Engagement, von Zähigkeit und dem Suchen nach neuen Wegen. Bereits jetzt könnten einige Aphorismen - fern jeder Plattheit - zu geflügelten Worten werden: "Viele zimmern an ihrem Leben / bis es ein Sarg ist ..." oder "in die / mauern / des schweigens / ritze ich meine wut", denn: "wer anständig ist / steht ständig an".
BeBe's Texte sind rebellisch und lebendig, gewürzt mit beißendem Humor und einer Prise Wermut - und Wermut ist ein Kraut, das seines starken Aromas wegen am Rand des Gartens steht ...
Antje Ippensen



Rezensionen von

"Schattenland und Morgenröte"

erschienen im März 2000

"Ich weiß nicht, ob Waboose vielleicht doch für einen Augenblick seinen Atem angehalten hätte, hätte er den von Brigitte Breidenbach geschriebenen und mit Barbara Lorenz bezaubernden Zeichnungen gestalteten Lyrikband gelesen bzw. gesehen."
"Mit Sicherheit kann dieser Augenblick nicht ewig weilen, sicher ist aber, dass er hiermit diesen Augenblick dem oben erwähnten Lyrikband widmen würde."
`Schattenland und Morgenröte` ist der Titel des im VIRPRIV Verlag erschienenen Lyrikbandes, der in keiner gut sortierten Buchhandlung fehlen sollte. Die in ihm enthaltenen Gedichte und Wortspiele können den Leser zu jeder Zeit in ihren Bann nehmen, ihn augenblicklich erstarren lassen, um ihn anschließend wieder in seine Welt zu entlassen. Einer Welt, in der zumindest einiges verrückt zu sein, und in der es mit jeder weiteren Sekunde umso wichtiger zu sein scheint, sich nicht vom eigenen Weg ablenken zu lassen, um sich scheinbar mühelos in ihr zurechtzufinden zu können.
Die Autorin Brigitte Breidenbach hat diesen Weg gefunden. Im Zwiespalt mit sich und der Welt, versucht die Autorin in ihren Gedichten den Lesern ihren eigenen Spiegel vorzuhalten. Man fühlt sich eingenommen aber auch nachhaltig verführt, lässt man sich als Leser darauf ein. Eine oft schonungslose aber begründete Kritik spiegelt sich in vielen Gedichten der Autorin wieder. Der Leser verliert sich in den Widersprüchen und in der unerschöpflichen gestalterischen Vielfältigkeit der Worte, ohne dass es der Autorin Brigitte Breidenbach nicht erneut in jedem Augenblick gelingt, sich durch ihren langen Atem immer wieder gekonnt in den Vordergrund zu spielen.
Und so umspielt die Autorin in diesem Lyrikband gekonnt ihre immer noch kritische Einstellung und leitet den Leser das ein oder andere Mal ohne großes eigenes Zutun in eine ganz andere Welt. Einer Welt, in der die Liebe zu den Menschen, zu ihrer Natur und die Liebe zu den Zufälligkeiten der Zeit dazu veranlassen können, alles andere zu vergessen.
Auch in diesen Augenblicken gelingt es Brigitte Breidenbach, den Leser nicht allein zu lassen. Sie bietet mit ihrem Lyrikband `Schattenland und Morgenröte` zu jeder Zeit und in beinahe fast jeder Lebenslage eine Möglichkeit, sich selbst zu finden, auch wenn die Wortkreationen der Autorin und die selbst gemalten Bilder der Künstlerin Barbara Lorenz hier und da dazu veranlassen können, dass dem Leser der Atem stockt, und er sich auf einmal in der nächsten Buchhandlung wiederfindet.
"Aber wer sich darauf einlassen kann und sich die Zeit nimmt, wird mit diesem hervorragenden Werk bezaubernde und gleichzeitig aber auch nachdenklich stimmende Zustimmung finden."
Heiner Hemken

Meisterhaft!
Wirbelnde Kontraste im Fluss, die einen verzaubern. Es ist schwierig, dieses Leseerlebnis in Worte zufassen. Man kann dieses Buch nicht nur lesen, man erfährt es, es verursacht "ach ja!"- und "aha"-Erlebnisse. "Schattenland und Morgenröte" ist ein Genuss, bei dem jeder auf seine Kosten kommt. Schattenland und Morgenröte, ein unscheinbarer roter Einband auf dem steht: Lyrik, Texte und Aphorismen - Aber: diese Texte sind anders, als von Lyrikern und Aphoristikern gewohnt: scharfzüngig und hoffnungsvoll mit kurzen, prägnanten und klaren Worten gezaubert. Kritisch und menschlich, auf den Punkt gebracht. Lyrik, die über sich selbst hinauswächst. Texte die fragend erklären und Aphorismen, wie sie treffender nicht sein können. Zwischendurch gibt es auch heitere Passagen, dann wieder nachdenkliche. Ich habe mich festgelesen, manchmal gefühlt, wie auf hoher See, ohne dass ich davon seekrank geworden bin. Ich habe das Buch durch Zufall entdeckt, war bisher überhaupt kein Lyrikfreund, aber dieses kleine und unscheinbare Taschenbuch gibt mir Hoffnung. Hoffnung auf eine neue, konstruktive und engagierte Lyrik. Ich kann dieses Buch jedem wärmstens ans Herz legen. Vielleicht hat die Autorin hier auch ein neues Genre innehalb der Lyrik geschaffen. Ich bin begeistert!
Schattenland und Morgenröte hat sogar eine HP: kulturpflege.de/bebe/schattenmorgen.html
Manuela Raguse


Mitten im Leben
Als ich das Buch zum zweiten Mal gelesen habe und das sollte man tun! ist mir viel Neues aufgefallen, was ich vorher überlesen hatte. Die Texte bewegen, geben Denkanstöße und die Gedichte sind sehr einfühlsam geschrieben und ich habe fast immer während des Lesens genickt. Sehr zu empfehlen! Es ist ein Leseerlebnis, in diesem Büchlein zu versinken und die Zeit zu vergessen. Aber man sollte es nicht zu weit weglegen, weil man immer mal wieder den Drang hat, nochmal nachlesen zu wollen.
Rezensentin Katja Reimers aus Heidelberg


Deine Texte sind - - - - - - großartig! Deine Sprache ist reif, präzise und treffsicher. Die Texte, oft direkt und zupackend, sind ein glaubwürdiges Zeugnis Deiner Person, die sich den Tag nicht leicht macht. Du bist eine gute Beobachterin. Deine Metaphern: unaufdringlich und nüchtern. "Schatztruhe", "Venus", "Genozid" gefallen mir sehr, auch "Kriegerisch" und "'Ratten'-Fänger". Ja, und "die Rebellion gegen die reißende Strömung des täglichen Wahnsinns". Ein interessantes Buch Deines literarischen Schaffens. Man muß kein Prophet sein, um vorauszusehen, daß von Dir noch einiges zu erwarten ist. Ich kann dir nur eine Menge Leser wünschen. Aber das sind, was Lyrik betrifft, leider nicht gerade viele.
Eberhard Schmidt - Schriftsteller, Künstler


BeBe's neuer Lyrikband "Schattenland und Morgenröte" zeigt auf besondere Weise die ganze Vielfalt der Dichterin.
Ich habe so viel Neues entdeckt, dass ich ganz verzaubert war - erst recht beim gründlichen zweiten Lesen der Gedichte, wie es ja oft so ist, gerade in der hochkonzentrierten Wort-Welt der Vers-Poesie. Darum mein erster Rat an alle LeserInnen dieses neuen Buches von BeBe (auch wenn es wie eine Binsenweisheit klingen mag): Nehmt euch ZEIT dafür!
Heutzutage sind wir alle viel zu sehr daran gewöhnt, Gedrucktes hastig und gierig zu konsumieren, Zeile um Zeile, Absatz um Absatz, Seite um Seite zu verschlingen ... und meistens sehr rasch wieder zu vergessen. BeBe jedoch erzeugt mit ihren Gedichten kleine und auch größere Wirbel in unserem Gewohnheitsfluss oder wirft runde glänzende Steine hinein, die den Strom hemmen oder in eine andere Richtung lenken, und das ist GUT! Insbesondere die zahlreichen Texte zu 'Alltagsgefühlen', Vorurteilen und gesellschaftlichen Fehlentwicklungen lassen uns stutzen, innehalten: BeBe's in lyrische Form gegossene Gedanken können uns von verkrusteten Vorstellungen befreien - wenn wir uns mit Herz und Seele darauf einlassen!
Die gelungene, kontrastreiche und dennoch schlüssige Zusammenstellung der Gedichte trägt ebenso wie ihr Inhalt zur Kraft des Bandes bei ... wenn ich wählen müsste, würde ich mich zwar für die knappen, scharfen Texte entscheiden, in denen BeBe Probleme anspricht und Stellung bezieht. Aber zum Glück muss ich keine solche Wahl treffen, und auch die stillen, lyrischen 'Gesänge' wie "Silbermond" stehen ebenbürtig da. Mit Naturlyrik im weitesten Sinne ist es oftmals schwierig, da zu viele Bilder schon zu oft 'benutzt' wurden ... doch gibt es wiederum kein Gedicht BeBe's, das mich nicht berührt. Und gerade in der Abwechslung liegt ein besonderer Reiz.
Die Dichterin hat sich den unbestechlichen Blick des Kindes bewahrt, aber ihre Stimme und ihr Verstand sind erwachsen, und ihr Leiden an der gläsernen Kälte unserer Gesellschaft ist eines der ältesten der Welt.
Dies zeigt sich besonders eindrucksvoll in zwei Aphorismen, die ich abschließend hervorheben möchte:


"Als Kind
jede Menge / Fragen / auf / so wenig / Antworten

Als Erwachsene
zu viele / Antworten / zu / wenigen / Fragen"

Antje Ippensen
Autorin und Rezensentin



Zwischen Schattenland und Morgenröte spiegelt sich die Sonne einer flammenden Dämmerung - geschriebene Farben! Die Gedichte atmen den Hauch einer flutenden Brandung und sind zugleich zart wie ein sanfter Schmelz auf den Lippen einer fliehenden Wolke im Sommerwind.
Literarische Bilder, facettenreich durchstrukturiert, harmonieren den Kontext mit einer feinge-schliffenen Prägnanz.
Man spürt förmlich eine sanfte Aura, die jede Silbe in diesen Texten ausstrahlt.
Individualität schimmert durch, gleich einem schwingenden Akkord melodisch verklärter Gesänge, auf denen man sich mühelos treiben läßt.
Ich finde feingewebte Wortkreationen, eine Spiegelwelt - ein literarisches Spinnennetz, das uns mit einer ausgefeilten Metaphorik durch den ganzen Lyrikband zieht. Phantasie und Realität werden phasenweise ad absurdum geführt; wir stehen vor den Toren einer neuen, anderen Welt, die darauf wartet, er-schlossen zu werden.
Riskieren wir einen Blick und folgen der schöpferischen Stimme einer begabten Dichterin!
Wenn der Dichter das Herz der Welt ist, wie Eichendorff sagt, dann bist Du eine seiner Töne!
Bernhard Scheve
Autor und Dichter



In diesem neuen Taschenbuch der bekannten Aachener Lyrikerin ist, wie der Titel aussagt, beides vertreten: als "Schattenland" die von BeBe gewohnte scharfzüngige Kritik an Gesellschaft und Zuständen - und unter "Morgenröte" die immer noch vorhandene Hoffnung auf eine Umkehr zum Besseren. BeBe braucht keine langen Episteln, um ihre Botschaften rüberzubringen; sie ist eine Meisterin der kurzen, präzisen Worte und Gedanken. Einige ihrer wie immer treffsicheren Aphorismen konnte man schon in dem Ringbuch finden, das von PALOMA vor vier Jahren unter dem Titel "PurPur Lyrik" herausgegeben wurde. Es sind bekannte, die keineswegs veraltet sind; sie haben aber neue und aktuelle Bezüge bekommen. BeBe ist immer auf der Höhe der Zeit ...
Der Lyrikband wurde von BaLo * Barbara Lorenz illustriert.
Jo Leifeld - Dänemark - PALOMA


Man kann's drehen und wenden, wie man will: Literatur entsteht durch den Zusammenprall der unterschiedlichsten Tendenzen / Ausblicke / Bilder / Visionen etc ...
Ein Beleg dafür ist sicherlich BeBe * Brigitte Breidenbachs neuer Lyrikband "Schattenland und Morgenröte"! Beständig wird der Blick zu neuen Horizonten verschoben, und beim Lesen ist die Überraschung allgegenwärtig.
Eine erfrischende Direktheit der Sprache wechselt mit überraschenden Bildern und läßt gar Platz für einen Hauch konkreter Poesie. Ein mehrfach geschliffener Stein, der ein eigentümliches Funkeln hervorbringt! Ja, sehr direkt und unverblümt sagt uns BeBe:

"Die Seele (...) wird sich immer befreien
und sei es durch Wahnsinn"

oder:

"... getötete Seele / entsorgt / Monster einer
zivilisierten Welt"

oder:

"Deutschland Deutschland (er)schlägt alles ..."

Doch dann überraschen Bilder: die Liebe wird mit vorgehaltener Zärtlichkeit ausgeraubt; eine Erwägung, ob Indianer einsam waren, besticht; kurze und lange Geschichten fügen sich zu einer lyrischen Anklage!
Und schließlich - last but not least - schmuggeln sich in einige Gedichte Elemente konkreter Poesie: Worte können in Kolonnen gelesen werden oder auch der Reihe nach, zwei Texte in einem ...
Das ist in der Tat für einen Lyrikband nicht auf der Tagesordnung. Meistens ist nach spätestens drei Gedichten klar, wohin die Reise geht. Nicht so in "Schattenland und Morgenröte", wo sich hinter jeder Lese-Wegstrecke eine neue, unerwartete Kurve verbirgt.
Nein, es ist wirklich nicht nötig, eingerahmte Intellektualismen lügend einzusetzen, wie es nur allzu oft geschieht und wie es die Autorin im Gedicht "Vernissage" beklagt.
Die Gedichte sprechen für sich selbst und alles, was zu tun wäre, ist zuhören.
Oder lesen.
Oder beides.
Thomas Stemmer


Literatur ist das große Experimentierfeld des Geistes und räumt allen Richtungen und Entwicklungen großen Raum ein. So präsentiert BeBe * Brigitte Breidenbach in ihrem soeben im VIRPRIV Verlag erschienenen Gedichtband "Schattenland und Morgenröte" eine Sammlung hochkarätiger Gedichte. BeBe lädt die LeserInnen zu einem literarischen Spaziergang durch die vielschichtige, grausame, unterhaltsame und verträumte Wirklichkeit des Lebens ein.
Der Band verbirgt sehr beeindruckende Gedichte, die reich an aktuellen und immerwährenden Pro-blemen sind: das Leben, die Liebe und die Natur. Sie vermitteln uns auf eindrucksvollste Weise sowohl Widersprüche und Unmöglichkeiten, als auch Gedanken und Gefühle unserer Zeit, die schon seit Menschengedenken durch ganz alltägliche Dinge hervorgerufen werden. BeBe's Gedichte sind sehr wirklichkeitsnah, farbenfroh und von sehr hohem literarischen Anspruch.
Was wäre die Welt ohne Dichtung? Natürlich könnte man sagen, wir brauchen sie nicht, denn sie beschreibt zu oft Träume, Vorstellungen und Wünsche. Aber unsere Welt wäre noch trauriger und trostloser, hätten wir nicht die Dichtung.
Sprachliche Flexibilität und starke Sprachkraft waren schon immer Kennzeichen guter DichterInnen, und BeBe besitzt beides.
Mit äußerst aufmerksamen Sinnen werden Eindrücke und Erlebnisse eingefangen und in poetische Texte gehüllt. Alles wird greifbar und lebendig, was die Autorin in ihre Texte packt. Über allem liegt die große und wachsame "Botschaft", die die verschiedensten Eindrücke des Lebens einfängt und sich langsam der Erde, und somit der Feder BeBe's nähert, um dann wieder, angereichert mit Gedichten, in die Höhe "Zwischen den Wendekreisen" zu wandern.
BeBe identifiziert sich mit den Dingen und setzt sie uns einfach entgegen. Ihre Gedichte weisen einen unglaublichen Scharfsinn auf, sind teilweise sehr schmal und recht knapp an Worten, breiten aber gerade durch ihre kurze und prägnante Art vor uns eine Art Fallschirm aus, der, auf dem Weg von oben zur Erde, alles Überzählige wegläßt und nur die wesentlichen Dinge mitnimmt, um schneller und vor allem effektiver zum Kern der Aussage zu gelangen.
Der Gedichtband ist eine Sammlung verschiedenster Gedichte mit vielschichtigen Aussagen. Macht und Ohnmacht der Literatur scheinen sich vor unseren Augen abzuwechseln, und gerade in Zeiten der Verdunkelung und Hoffnungslosigkeit erhellen diese Gedichte mit einem Funken Heroismus den sonst so finsteren Horizont, geht man nach dem Gedicht von BeBe:
"Als Kind / jede Menge / Fragen / auf / so wenig / Antworten
Als Erwachsene / zu viele / Antworten / zu / wenigen / Fragen"
Bettina Witte


Die Gedichte von BeBe * Brigitte Breidenbach wandern wie ein Bekenntnis, mit einem Hauch Melan-cholie und der Klarheit eines Bergsees, aus dem Schattenland der Morgenröte, der Zeitspanne mit ihrer Wärme und leuchtenden Sanftheit entgegen. Auf diesen Pfad lasse ich mich gern ein, den wohlgeformten, lyrischen Worten zu folgen, die einmal zum "Berg der Kalten Sonne" führen und mich auf den Schwingen des Kondors forttragen, den Unendlichkeiten der Freiheit entgegen, und gleichzeitig hinab zu den Tiefen seelischer Verletzungen, um wieder aufzusteigen aus dem Labyrinth in eine Zukunft. BeBe verbleibt mit ihren Gedichten nicht im Hadern, sie bekennt und macht Mut, neue, andere Wege zu gehen. Ein gelungener Gedichtband.
Jörg-Rüdiger Groeger
Autor und Kunst in Bewegung